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Mahlzeit

Gemeinsam Handeln Walsum hat seit letzten Dezember gemeinsam mit der Heimstatt St. Barbara an einem Essenskonzept (Café Glückauf) für Bedürftige  und einsame Menschen gearbeitet.

Ab dem 2. Juni gibt es an 3 Tagen in der Woche ein kostenloses Mittagessen.

 

Möchten Sie dieses Projekt ehrenamtlich unterstützen, dann melden Sie sich bitte bei Sabine Steffan

0203 / 9915559.

Danke

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Cafe Glück Auf

Ein Ort der Gemeinschaft und der Begegnungen

 

Wir schaffen Hilfe für Menschen, die in Not sind!

 

Wir betrachten unser Konzept als ein Teil von Gemeinwesenarbeit und sagen, dass das Handeln der Gemeinschaft und das Handeln des Einzelnen immer dem Gemeinwohl verpflichtet sein muss.

 

Es geht um eine Verbesserung materieller und immaterieller Lebensbedingungen von spezifischen Bevölkerungsgruppen, die im Allgemeinen unter der Armutsgrenze leben.

Die Ursachen für Armut sind sehr unterschiedlich.

Gesellschaftliche, politische und ökonomische Rahmenbedingungen führten in den letzten zwei Jahren dazu, dass viele Menschen - auch bei uns - von Armut betroffen sind oder noch betroffen werden.

 

Finanzielle Not

 

Wir haben in NRW ca. 2 Mill. Empfänger von staatlichen Hilfeleistungen, d.h. sie erhalten die sogenannte soziale Mindestsicherung.

Übertragen auf Duisburg bedeutet das: ca. 21% der Einwohner bekommen diese Leistungen.

Dazu kommen in Duisburg auch eine große Anzahl von Geringverdienern, ca. 20.000 Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor. 

 

Somit sprechen wir hier von ca. 150.000 Menschen in Duisburg, die Not haben oder demnächst Not leiden werden.

Wenn wir das auf den Stadtteil Walsum beziehen, sprechen wir statistisch von ca. 10.000 – 15.000 Bedürftigen.

 

Das sind nur ein paar statistische Zahlen und statistische Aussagen. 

Aber was bedeuten solche Zahlen im Alltag der Menschen?

Es wird alles teurer. Beim Einkauf im Supermarkt muss man genau hinschauen, ob man sich dieses oder jenes erlauben kann. Den Haarschnitt beim Frisör schieb man so lange hinaus, bis man sich selbst „nicht mehr sehen kann“. Fußpflege oder sonstige körperlich Gesundheitspflege gibt es nur im Fernsehen. Mit den Kindern macht man einen großen Bogen um jede Eisdiele.

 

Einerseits bedeutet das, dass viele Senioren, Alleinerziehende, Alleinstehende aber auch viele Familien mit ihrer Rente oder Grundsicherung oder niedrigem Einkommen nicht über die Runden kommen.

 

 

Steigende Vereinsamung

 

Anderseits verstärken die Schnelllebigkeit und die ständige Veränderung der alltäglichen Prozesse die Orientierungslosigkeit und fördert die Hilflosigkeit und führt bei vielen älteren Menschen, aber auch bei alleinstehenden Menschen zu einer steigenden Vereinsamung.

 

Wir müssen aber auch die Vereinsamung durch Überforderung von zu viel Bürokratie betrachten.

Die Menschen werden von den Kommunen aufgefordert Termine online zu vereinbaren. Für viele Menschen ist dies nicht möglich. Wenn diese Menschen dann versuchen Termine per Telefon zu machen, werden sie nach mehrmaligen Tastendrücken letztendlich darüber informiert, dass sie alle notwendigen Informationen auf der Web Seite der Stadt Duisburg erhalten. 

Seit Corona hat sich auch das Telefonverhalten von Anrufen bei Behörden, Ärzten total verändert. Niemand ist sofort erreichbar.

 

Ein erhöhtes Angebot an Sozialhilfe bedeutet ebenfalls mehr Bürokratie, welches insbesondere von Menschen mit psychischen Einschränkungen, fehlender kognitiven Fähigkeiten oder sprachlichen Barrieren nicht umzusetzen ist. Jeder Gang zum Amt und jede Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Sachbearbeiter, erfordert für den Hilfesuchenden ein hohes Maß an Geduld und bedeutet schließlich Stress. Dieses fördert nicht die Motivation zur weiteren Beantragung der jeweiligen Hilfe.

 

Menschen in Not haben Kummer

 

Kummer ist die am häufigsten erlebte negative Emotion. 

Nach Tomkins (1963) ist eine Trennung – körperlich oder psychisch - die grundlegendste und allgemeinste Ursache von Kummer. Es folgt die Ursache des Versagens, ob real oder eingebildet.

„Was man empfindet, wenn man Kummer hat: Kummer empfinden heißt, traurig, niedergeschlagen, entmutigt zu sein. Wir fühlen uns einsam, isoliert, elend und ohne Kontakt zu anderen Menschen, insbesondere zu Menschen, denen wir etwas bedeuten. Wir empfinden, daß wir versagt haben und abgelehnt werden. Diese Ablehnung kann real oder auch eingebildet sein, oder sogar Selbstablehnung sein. Unzufriedenheit mit sich selbst bildet einen Teil des Kummererlebens. Wir haben das Gefühl, nicht in der Lage zu sein, das zu tun, was wir uns sehnlichst wünschen und empfinden unsere Welt als trüb und dunkel. Das ist der sogenannte Weltschmerz. Wir fühlen uns hilfloser und abhängiger als gewöhnlich. Wir haben das Gefühl, etwas verloren zu haben, wir fühlen uns elend“ (Tomkins, 1963, im Referat von S. Ötsch 15.6.99).

 

Steigende Hilflosigkeit

 

Viele Menschen und nicht nur die Menschen, die Harz4 oder Bürgergeld erhalten, fallen oder befinden sich in einer Lethargie. Sie möchten etwas verändern, aber sie können es nicht.

 

Sie ergeben sich ihrem Schicksal. Sie empfinden sich als schlechtere Menschen, also als Menschen, die nichts können und keinen Wert haben. 

Apathisch vertrauen sie darauf, dass das System der Bürokratie für sie alles regelt. Andere wollen aus Ängsten dem System nicht zur Last fallen.

 

Das System ist aber eine Spirale, ein Verhütungsmittel der eigenen Wertschätzung. 

Denn das System erwartet Eigeninitiative. Man muss selbst aktiv werden, um sich im System aktiv bewegen zu können. Internetzugang und kommunikationstechnische Mobilität werden vorausgesetzt, um mit den Ämtern Kontakt aufzunehmen, aber diese Zugangsmöglichkeiten sind für viele Menschen nicht vorhanden.

 

Heute führt jeder direkte Weg zu den sogenannten Bürgerzentren in eine Sackgasse.

Zudem hat Corona geholfen, dass es ohne einen vorherigen Termin nicht möglich ist, einen sofortigen und persönlichen Kontakt zum Bürgerservice zu bekommen.

 

Die vermeintlich bürgernahe Verwaltung muss überwunden werden.

 

Es gibt vom Bundesverwaltungsamt ein Handbuch für alle Ämter. Es soll den Verwaltungsangestellten helfen die Bürger richtig anzusprechen, um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu erreichen.

 

Es ist schade, dass man sich hier nur auf die sprachlichen Formulierungen konzentriert und auf keine Weise die Zugangsmöglichkeiten oder kommunikationstechnischen Barrieren reflektiert. Laut dem Handbuch sind Behörden „in vielen Bereichen des staatlichen Lebens Partner und Anwälte der Menschen“.

 

Leider haben Bewerten, Maßregeln, Bevormunden und Richtern in den Amtsstuben die Überhand.

 

„Eine sorgfältige Verwaltungssprache ist ein sichtbarer Ausdruck von Bürgernähe. Das Arbeitshandbuch, das das Bundesverwaltungsamt – Bundesstelle für Büroorganisation und Bürotechnik (BBB) – im Auftrag des Bundesministeriums des Innern erstellt hat, kann den Beschäftigten in den Behörden helfen, Bürgerinnen und Bürger richtig anzusprechen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu erreichen. Ob Leistungsverwaltung oder Eingriffsverwaltung, die Arbeit einer Behörde ist eine Dienstleistung. Behörden sind in vielen Bereichen des staatlichen Lebens Partner und Anwälte der Menschen (S.6, 2002 Arbeitshandbuch Bürgernahe Verwaltungssprache, Bundesverwaltungsamt)“.

 

Wie können wir durch Beratung, Anleitung und ggf. Begleitung diese bürokratischen Hindernisse Helfen zu überwinden?

 

Etwas für Menschen in Not schaffen!

 

Vor diesem Hintergrund wollen wir etwas für Menschen in Not schaffen. 

Not ist das subjektive Empfinden eines jeden Einzelnen, das sich am Hier und Jetzt eines jeden Einzelnen festmacht. 

Eigentlich kann auch nur jeder Mensch für sich beantworten, wann er Not leidet.

Nöte sind individuell und können vielfältig sein

  • Einsamkeit

  • Sich nicht jeden Tag eine warme Mahlzeit leisten zu können

  • Kein Geld für genügend Essen zu haben

  • Den Kindern kein Frühstück bereiten zu können

  • Kaputte Kleidung nicht ersetzen zu können

  • Die Heizung nicht betreiben zu können

  • usw.

 

Unser Projekt muss für die Menschen in Not einen konkreten Nutzen haben. Die Gefühle der Zusammengehörigkeit sind ein ebenso wichtiger Nutzenfaktor, wie die Selbstwahrnehmung als ein aktiver und bedeutungsvoller Mitmensch.

 

 

 

 

 

Das Cafe Glück Auf

 

Wir (Thomas Gross von der Heimstatt St. Barbara und Dr. Karl-Heinz Junior) möchten hier unser Augenmerk auf die Vereinsamung und auf das Essen legen. Unser Ziel ist das Schaffen eines Ortes, an welchem bei einer warmen Mahlzeit alle satt werden und Begegnungen stattfinden. Hier kommen alle an einem Tisch zusammen und können sich ungezwungen aufhalten. 

 

Auch möchten wir an diesem Ort dafür sorgen, dass bedürftige Menschen Lebensmittelpakete erhalten, die ihnen helfen die nächsten Tage ein wenig besser zu überstehen. Hier werden wir versuchen mit der Tafel Duisburg eine Kooperation einzugehen.

Außerdem werden wir den alten Speiseraum des Barbaraheimes (Cafe Glück Auf) als eine Art Begegnungsraum herrichten. Dort gibt es ab Juni (Anfangs sprach ich noch von April) warme Mahlzeiten und Getränke.

Eingeladen sind grundsätzlich alle Einzelpersonen, Paare, Familien und Kinder, die für sich das Gefühl haben, dieses Angebot annehmen zu können.

Das Cafe Glück Auf möchte den Menschen, die in Not sind und Hilfe brauchen, Lichtblicke geben, und dies nicht nur durch eine warme Mahlzeit.  

 

Wir möchten den Menschen ihre Angst nehmen, über ihre Not zu reden und mit uns nach Hilfemöglichkeiten zu schauen. 

Wir möchten unser Angebot über mehrere Stufen in den nächsten Jahren aufbauen.

Steht am Anfang die Ausgabe warmer Mahlzeiten im Vordergrund, so überprüfen wir z.Z. folgende zusätzliche Hilfsangebote/Fragen:

  • Wie können sich die Besucher einbringen, wenn sie es möchten?

  • Beratungen für soziale Hilfen anbieten

  • Betreutes Wohnen gegen Vereinsamung 

  • Abholdienst 

  • Sozialarbeiter/Pädagogen werden unterstützend in jeder Lebenslage zur Seite stehen.

  • Kummertelefon einrichten.

  • Hilfefond, der bei außergewöhnlichen Hilfen Lösungen anbietet.

  • Wir möchten Räume und Zeiten zur Verfügung stellen, an denen z.B. der Frisör oder die Fußpflege kostenlos zur Verfügung stehen.

Am Ende unserer Vision steht vielleicht eine Tauschbörse der Erfahrungen und der gegenseitigen Hilfe.

Unser übergeordnetes Ziel ist es die Menschen, die in Not sind und Hilfe brauchen, Lichtblicke zu geben: durch die Teilhabe an der Gemeinschaft sollen Gefühle wie: 

Wir werden gebraucht!

Wir werden gehört!

Wir gehören dazu!

Wir werden so wie wir sind akzeptiert!

wieder zurückkommen.

Wir wollen uns kümmern!

 

Damit das Konzept von den zukünftigen Gästen als hilfreich, nützlich und sinnvoll angenommen wird, bedarf es zwei grundlegende Voraussetzungen. Die Menschen, die dort arbeiten müssen sich kümmern und die Räumlichkeiten (mit Inhalten) müssen zum Verbleiben einladen.

Diese beiden zentralen Elemente garantieren für alle eine zufriedene Situation.

 

Kümmern meint nicht funktional etwas erledigen, wie bedienen, Essen ausgeben.

 

Kümmern ist ein empathisches Handeln und meint sich einer Person annehmen, Aufmerksamkeit sein, zuhören, sich bemühen, mitfühlen, um somit das Selbstwertgefühl des anderen zu fördern.

 

Die Hauptarbeit der Kümmerer ist es das Interesse am Leben und positiven Erleben zu wecken. Dementsprechend sollten die ehrenamtlichen Helfer aber auch die Professionellen ausgesucht und geschult werden.

 

Was gibt es an Essenshilfen in Duisburg-Walsum?

 

In Duisburg, auch in Walsum gibt es verschiedene Angebote eines warmen Essens für Bedürftige. Ich habe einige Einrichtungen besucht und mit Verantwortlichen gesprochen.

 

Meine diesbezüglichen Erfahrungen werden hier kurz festgehalten

 

Nach einem Gespräch mit Pater Oliver vom Petershof Marxloh, muss einer Sache Rechnung getragen werden. Seine Frage: Der Mensch, der Hunger hat, hat dieser nur an dem Tag Hunger, an dem sie eine Essensausgabe machen? 

Seine Erfahrung: „Menschen die zu uns kommen, haben jeden Tag Hunger. Und wenn sie eine Essensausgabe machen, dann sollten sie dieses beachten. Idealfall jeden Tag in der Woche. Viele Faktoren bestimmen die Frequentierung: Jahreszeit, Wetter, Feiertage, Ferien u.v.m. Natürlich auch die Finanzen.

 

Hinsichtlich der bedürftigen Gäste unterscheiden sich auch Hygienekonzepte. Wenn die Gäste nur Obdachlose sind, so sind auch die Hygieneansprüche und Arbeitshaltungen anders zu bewerten, als bei Kindern. 

 

Daraus ergeben sich Grundfragen: 

Wen wollen wir ansprechen?

Wie wollen wir ansprechen?

Wie oft können wir Essen bereiten und ausgeben?

 

 

Meine sehr begrenzten Erfahrungen sind nur Momentaufnahmen:

Die Kirchen haben ihre Essensangebote auf ihre eigenen älteren „Mitglieder“ ausgerichtet. In der einen Gemeinde gibt es einmal im Monat einen Eintopf. Seit Jahren kommen immer, mehr oder weniger die gleichen Personen (zw. 30 und 40). Man beklagt sich, dass immer weniger Personen kommen. Ich habe an zwei Tagen am Marktplatz Menschen, ob Jung oder Alt befragt, ob sie von einer Einrichtung wissen, die ein warmes Essen ausgeben. Nicht eine Person wusste von dieser Essensausgabe.

 

In einer anderen Gemeinde gibt es auch eine Essensausgabe für die eigenen älteren Gemeindemitglieder. Das Essen wird sehr gut angenommen, so sagt man mir. In der Regel kommen 30-40 Personen. Ca. 30% der Gäste fühlen sich nicht bedürftig und zahlen gerne einen freiwilligen Beitrag in den „Klingelbeutel“.

 

Ein ähnliches Bild ergab sich bei zwei weiteren Kirchengemeinden, die ein- bis zweimal im Monat Essen für Bedürftige in ihrer Gemeinde ausgeben.

 

Dieser Einsatz ist zu loben, weil er mehr ist als gar nichts zu machen und zu haben.  Auch muss gesagt werden, dass es vielerorts an freiwillige Helfer fehlt. Auch ist die Infrastruktur in vielen Bereichen beschränkt. Die Küchen sind zu klein, um für 100 Personen zu kochen. 

 

Oder wer soll das bezahlen.

 

Es ist verrückt: bisher werden in Walsum seit Monaten ca.150 warme Essen im Monat ausgegeben, dass sind 0,1% des tatsächlichen Bedarfes. Eigentlich bräuchten wir 150.000 Essen im Monat für die tatsächlich Bedürftigen (ich spreche von nur 5000 Menschen).

 

Generell muss ich hier anmerken, dass auch die Kirchen in Walsum für sich entscheiden müssen, was es heißt: Menschen haben welche Not? Wie wollen wir die Not bekämpfen?

 

Not ist real, Not wird erlebt, Not macht erfinderisch, Not schafft Kompromisse, Not ist überflüssig!

 

 

Ein paar Gedanken zum Nachdenken:

 

Eine Frau erzählt mir:

„Ich bekomme Harz 4. Ich gehe lieber mit meiner Freundin 1x in der Woche beim Türken frühstücken. Dort können wir 2 Stunden und länger klönen und lecker frühstücken. Dafür verzichte ich gerne mehrmals in der Woche auf eine anständige Mahlzeit. Dann tut es auch ein Suppenwürfel und ein paar Scheiben Toastbrot“.

 

In Walsum gibt es viele Institutionen, die Menschen in Not helfen. Gemeinsam müssten wir ein Netzwerk der Hilfen schaffen. Dafür müssen aber Brücken der Macht, der Eitelkeiten, der Ideologien überwunden werden.

Gemeinsamkeit im Handeln wird es nicht geben. Jeder „Führer“ hat sein Königsreich und seine Anhänger.

Gemeinsamkeit zu schaffen ist eine harte Arbeit. Hier müssen Einstellungen, Haltungen und Stile ausgetragen werden. 

Auseinandersetzungen bedeutet auch immer Zurückstellen, Kompromisse einstellen, gegenseitige Akzeptanz als Wert generieren.

Man ist dann nicht immer Erster oder Zweiter im Fremdwertgefühl. 

Eigentlich möchten viele vorne anstehen.

Das Selbstwertgefühl ist versaut durch Bewertungen. Gibt es Selbstwertgefühle, die bewertungsfrei sind

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